STATEMENT DER REGISSEURE

„Seit Januar 2003 trafen wir uns einmal im Monat. Eine schleichende Klimaveränderung trieb uns, die nicht nur das Wetter betraf. Die härtere Gangart in der Politik. Die wachsende Verunsicherung. Die Rentendiskussion. Das Sanierungsprogramm des Zürcher Regierungsrates, das die Bevölkerung mobilisierte, so dass selbst LehrerInnen und SchülerInnen streikten. Inzwischen hatte der Irakkrieg begonnen, überall gingen Menschen auf die Strasse, besonders junge, aber auch ältere.

In dieser Situation beschlossen wir, nicht lange zu reden, sondern unsere Diskussion filmisch fortzusetzen. ‚Rock’n’roll’, sagten wir uns. Die nötigsten Absprachen, Kamera in die Hand und raus in die Stadt. Es war jetzt Herbst 2003. Wahlkampf.

Wir wollten gemeinsam eine eigenwillige, subjektive Chronik unseres Lebensraums, unserer Stadt aufzeichnen. Der Befindlichkeit der Menschen in ihrem Alltag nachspüren, den politischen Veränderungen auf den Zahn fühlen. Ein ‚reality check’ sozusagen, eine fragmentarische Reflexion über unsere Stadt, vom Altstadtzentrum bis an die Ränder der Kultur- und Wirtschaftsmetropole; über unser Land als Umschlagplatz von Geld und Geist, von Hard- und Software, Sitz internationaler Konzerne, Tummelfeld konservativer Kleingewerbler und junger Trendsetter; ein Film über den Stand der Dinge.

Der Film ist ein Experiment. Vier Filmemacher, vier Kameraobjektive, vier Sichtweisen. Und doch wollten wir keinen vierteiligen Episodenfilm machen, sondern einen Film, in dem sich unsere individuellen Szenen und Sequenzen durchdringen und miteinander in Beziehung treten. Ein Film mit unterschiedlichen Handschriften und Blickrichtungen, für den wir gemeinsam zeichnen.“

Christian Davi, Stefan Haupt, Kaspar Kasics, Fredi M. Murer