Warum Zürich?

Seit mehreren Jahren hält Zürich in der dafür wichtigsten internationalen Studie den Spitzenplatz in Sachen Lebensqualität. Nirgendwo sonst auf der Welt lässt sich folglich so gut weilen wie hier. Zürich – das Paradies, das Idealbild eines urbanen Lebensraums also?

Je nach Betrachter fällt die Antwort anders aus. Kurz: Zürich wird gleichermassen beschimpft und gelobt. Es sei die heimliche Hauptstadt unseres Landes, heisst es etwa – oder: die einzige wirkliche Stadt der Schweiz, der Deutschschweiz zumindest. So steht Zürich seit langem in einem eigenartigen Spannungsverhältnis zur übrigen Schweiz, das sich irgendwann als eine Art Hassliebe institutionalisiert hat.

Zürich, das von der Achtziger Bewegung vorübergehend in Zureich umbenannt wurde, fehlt es ganz offensichtlich nicht an Stolz und Selbstbewusstsein. Dieser Umstand mag mit ein Grund sein, weshalb Zürich oft als arrogante Stadt empfunden wird, wenn nicht sogar als Bedrohung – in wirtschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Hinzu kommt, dass in dieser Stadt – in der Vergangenheit abwechselnd Blaues, dann Rotes Zürich genannt – in den letzten Jahren untrügliche Verfärbungen einer dritten Art wahrgenommen werden konnten.

Unbestritten ist, dass viele politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen der Schweiz ihren Anfang in Zürich nehmen. Oder dort auf Widerstand stossen. Zürich kann somit gewissermassen als Barometer, oder Vorbote für Veränderungen in der Schweiz gesehen werden und ist im Kontext von DOWNTOWN SWITZERLAND als exemplarisches Beispiel zu verstehen.

 

Motivation, Arbeitsweise

Eine „Wut im Bauch“ ist Auslöser für das Filmprojekt DOWNTOWN SWITZERLAND: Ende Januar 2003 treffen sich die vier in Zürich lebenden Filmemacher Christian Davi, Stefan Haupt, Kaspar Kasics und Fredi M. Murer ein erstes Mal, um gemeinsam über den politischen Kurswechsel zu diskutieren, der sich seit geraumer Zeit zu manifestieren begonnen hat. Immer stärker taucht das Bedürfnis auf, sich einzumischen, statt einfach tatenlos zuzusehen. Die Idee wird geboren, gemeinsam an einer Art Klimastudie zu arbeiten, kaleidoskopähnlich der Befindlichkeit der Menschen in Zürich nachzuspüren. Einen Film zu drehen, der die politischen, wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Momente und Entwicklungen einfängt.

Die innere und äussere Dringlichkeit – etwa der bevorstehende Wahlherbst 2003 – veranlasst Davi, Haupt, Kasics und Murer, für einmal einen unüblichen Weg zu gehen: Im Wissen darum, dass sie nicht zuerst Konzepte und Gesuche schreiben und die Finanzierung abwarten können, während sich „da draussen“ genau jene Dinge abspielen, von denen sie berichten wollen, ziehen sie los – vorerst ohne jegliche finanzielle Unterstützung und mit privatem Equipment.

Im Dezember 2003 zeigen sie sich gegenseitig erste Ausschnitte aus dem zusammengestellten Material. Sie beschliessen, den Film fürs Kino realisieren und für den weiteren Verlauf der Produktion die üblichen Eingaben zu machen. Und: Sie fassen ihr Experiment noch weiter und wollen nicht, wie üblich (oder zumindest denkbar) einen Episodenfilm mit vier abgetrennten Teilen gestalten, sondern einen einzigen Film. Ein neues Ganzes, in dem sich die einzelnen Handschriften durchdringen, befruchten und ergänzen – und so neue Zusammenhänge und Wirklichkeiten erschliessen.

Ein erster Rohschnitt steht im März 2004, wobei die Dreharbeiten parallel noch zwei Monate weiterlaufen. Die Postproduktion nimmt Frühling und Sommer 2004 in Anspruch; der Film startet am 21. Oktober 2004 in den Deutschschweizer Kinos.